(D)Ein einfaches & flexibles Linkbewertungsmodell

9. Januar 2013

Schon der Pagerank war (als er noch eine halbwegs sinnreiche Aussagekraft hatte) eigentlich nicht hinreichend für die Bewertung der Qualität von Links. Sichtbarkeitsindizes jeder Couleur sind da heutzutage nicht wirklich viel besser. Das lässt sich am einfachsten anhand der Themenrelevanz nachvollziehen. Sicherlich wird fast jeder SEO zustimmen, dass die Themenrelevanz eines Links eines der besten Qualitätskriterien ist. Hierüber aber sagen weder Pagerank noch Sichtbarkeitsindex etwas aus. Man sieht also schnell, dass eine solche Kennzahl nur ein Teil eines Linkbewertungsmodells sein, nicht jedoch ein solches Modell ersetzen kann.

Wozu braucht man ein aussagekräftiges Linkbewertungsmodell?

Bedarf sehen wir für die Bewertung von Links zum einen, wenn wir Kunden helfen ihre bisherigen Links besser einzuschätzen. Zum anderen können solche Modelle bei der Zielkommunikation und –durchsetzung im Marketing-/SEO-Team helfen. Dabei ist es irrelevant, ob das Linkmarketing im Unternehmen oder von einer Agentur umgesetzt wird. Entsprechend kann man Linkbewertungen auch für das SEO Controlling nutzen. Wichtig bei einem solchen Modell ist auch, das richtige Gleichgewicht zwischen der „Leichtigkeit / Einfachheit im Umgang / beim Einsatz“ auf der einen und „korrekter Abbildung eines sehr komplexen Themas“ auf der anderen Seite zu finden.

Hier geht’s lang zu deinem eigenen Linkbewertungsmodell!

Im Folgenden wollen wir vorstellen, wie sich jedes Unternehmen bzw. jeder SEO, der Bedarf an der Linkbewertung hat, einfach und robust ein eigenes Linkbewertungsmodell aufsetzen kann. Ziel ist es dabei nicht, dass das Modell so wie es ist übernommen wird, sondern dass man den Prozess der Erstellung des Modells versteht und sich dann entlang dieses Prozesses ein eigenes erstellen kann, welches den eigenen SEO-Vorstellungen entspricht. Die eigenen Vorstellungen sind deswegen so wichtig, da man im SEO halt nicht genau weiß, welche Faktoren in welchem Maß Google in Betracht zieht. Hier hat jeder seine eigenen Einschätzungen. Insofern muss ein „Mustermodell“ für die Linkbewertung die Möglichkeit lassen, dass jeder SEO seine eigenen Einschätzungen und Vermutungen hinein bringen kann.

Link Score & Domain Score

Wir verfolgen das Ziel, zum Ende des Modells jeden Link mit einem einzigen „Gesamt-Linkwert“ beziffern zu können. Beim Aufsetzen des Modells definieren wir zwei übergeordnete Elemente, die den Gesamt-Linkwert ergeben werden: Den „Link Score“ sowie den „Domain Score“. Wir nutzen hier das Wort „Score“, da wir dieses Linkbewertungsmodell in Anlehnung an Scoringmodelle aus der Nutzwertanalyse gebaut haben.
Im Domain Score fassen wir alle Bewertungen zusammen, die sich auf die gesamte Domain beziehen, auf der der zu bewertende Link zu finden ist. Beim Link Score bewerten wir alles, was sich auf exakt die URL bezieht, auf der sich der zu bewertende Link befindet.
Link Valuation Model 1

Hier ist auch schon der erste Punkt, bei dem die eigene Einschätzung gefragt ist. Wie stark gewichtet man den Domain Score und wie stark den Link Score? In der unten angehängten „Excel-Tabelle zum selbst weiter basteln am Bewertungsmodell für Links“ 😉 kann man einfach einen Prozentwert in das Feld „Weight Link Attributes“ eintragen und der Rest funktioniert dann von selbst / mit den guten Excel Formeln. Wenn man also z.B. 50% einträgt, dann zählen der Domain Score und der Link Score je zur Hälfte.

Link-Attribute und Domain-Attribute definieren

Als nächstes wird festgelegt, welche Attribute man für jeden Link in seinem eigenen Linkbewertungsmodell erfassen möchte. In der angehängten Beispieltabelle sind acht Link Attribute und elf Domain Attribute beispielhaft eingefügt. Selbstverständlich kann man jeweils auch mehr oder weniger Attribute zur Bewertung einer Verlinkung anwenden. Auf der einen Seite muss man sehen, dass jede Linkbewertung aufwendiger und dadurch teurer wird, wenn man mehr Attribute im Modell erfasst. Auf der anderen Seite darf man auch nicht zu sehr simplifizieren. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Das Schöne an den Attributen ist, dass man im Modell sowohl quantitative als auch qualitative Attribute verwenden kann. Während so etwas wie die „Anzahl der externen Links“ sehr einfach quantifizierbar ist, ist so etwas wie „Wie schwer ist der Link zu kriegen?“ schon etwas sehr qualitatives, was im Auge des Betrachters liegt. Hier zeigt sich auch, dass es für jedes Attribut ein kleines Regelwerk aufzusetzen gilt, wann das Attribut mit welchem Wert zu bewerten ist. In der Tabelle des Beispielmodells ist es vorgesehen, jeden Link hinsichtlich jedes Attributs mit einem Wert von 1 bis 3 zu bewerten. 1 steht dabei für einen sehr schlechten Wert bei dem Attribut und 3 für einen sehr guten Wert. Im Anwendungsbeispiel könnte man bei „Anzahl der externen Links“ festlegen, dass man hierfür eine 1 gibt, wenn die URL, auf der der Link zu finden ist, über 50 ausgehende Links hat. Wenn die Domain unter 5 ausgehende Links hat eine 3. Bei einem Wert zwischen 6 und 49 ausgehenden Links eine 2. Bei einem qualitativen Attribut wie „Wie schwer ist der Link zu kriegen?“ kann man nicht so leicht die Attribute anhand von Zahlen bewerten, aber dennoch muss das Attribut irgendwie versachlicht werden. Wenn ein Wettbewerber den Link a) sicher und b) schnell kriegen kann, wie z.B. bei einem simplen Webkatalog, dann könnte man das Attribut guten Gewissens mit einer 1 versehen. Wenn es sehr schwer ist den Link überhaupt zu bekommen und dann auch noch viel Aufwand bedeutet, dann kann man das guten Gewissens mit einer 3 bewerten.

Bei den Namen einiger Attribute in der Beispieltabelle findet man auch in den Kommentaren weitere Ansätze dafür, welches Attribut man wie genau hinsichtlich der Bewertung definieren könnte. Man sieht schon, dass das Festlegen der Attribute viel Arbeit bedeutet. Die gute Nachricht daran ist, dass es nur ein einziges Mal gemacht werden muss.

Insbesondere wenn viele Leute in großen Inhouse SEO Teams so ein Bewertungsmodell benutzten wollen ist dieser Prozess der Definition aber ungeheuer hilfreich. Einmal gut durchgeführt, stellt er sicher, dass alle Kollegen bei einem Link die gleichen Eigenschaften auf die gleiche Art bewerten.

Gewichtungen von Attributen

Nun ist man soweit, dass man weiß, welche Attribute man pro Link bewerten möchte und wie man bei dem jeweiligen Attribut den richtigen Wert vergibt. Nun gilt es, vor dem Start in die eigentliche Linkbewertung noch die Gewichtungen von Attributen festzulegen. Nicht jede Link- oder Domaineigenschaft ist gleich viel Wert. Der Einfachheit halber haben wir uns in diesem Einsteigermodell für Linkbewertung mal mit drei Gewichtungsstufen begnügt. Wem das zu vereinfachend ist kann hier natürlich auffächern. In der Beispieltabelle findet dieser Schritt in der Zeile 5 statt. Wichtige Attribute bekommen eine 3. Fast unwichtige eine 1. Und alle dazwischen eine 2. Auch diese Gewichtung muss nur einmal gemacht werden und liefert auch wieder spannenden Stoff für Gespräche und Austausch im Team mit dem Kollegen, mit denen man das Linkbewertungsmodell dann gemeinsam nutzen wird. Nur eine Kleinigkeit muss noch gemacht werden, bevor das Bewertungsschema voll einsatzfähig wird: Man muss die durchschnittliche Höhe der Gewichtung von Linkattributen und Domainattributen einmal oben in der Tabelle bei den Feldern O1 und Q1 rein packen. Das ist notwendig um die Bewertungen zu normalisieren, damit sie leichter lesbar sind und bleiben. So stellen wir sicher, dass der aggregierte Linkscore und Domainscore für jeden Link gleichmäßig zwischen 1 und 3 verteilt bleiben.

Bewertung eines Links

Jetzt kann es in medias res gehen. In der Beispieltabelle hat man nur 19 Attribute für einen Link, die man bewerten muss und erhält dann einen Gesamtwert für den Link. Für den aktiven Linkmarketing – Alltag ist wichtig, dass man bei der eigenen Modellgestaltung darauf achtet, die meiste Zeit für die Gewinnung neuer Links und nicht für die Bewertung der Links einzusetzen.

Link/Domain – Score Diagramm

Linkbewertung

Eine grafische Veranschaulichung der Scoring-Werte hilft insbesondere bei großen Mengen an Links, die man zu bewerten hat, die Übersicht zu behalten. Wie man in unserem Beispiel-Diagramm erkennt, haben wir auf der x-Achse die Domain-Scores und auf der y-Achse die Link-Scores abgetragen. Besonders interessant an der Darstellung im Diagramm ist, dass sich Probleme bzw. Schwächen auf einen Blick erkennen lassen. Dazu teilen wir das Diagramm in vier Quadranten. Links, die im oberen rechten Feld zu finden sind, sind sehr gut und stark, da sowohl die Domain gute Werte aufweist als auch die URL den vorgegebenen Richtlinien entspricht. Demgegenüber sind Links im Feld unten links eher als schwach einzuordnen. Befinden sich besonders viele Links im Feld oben links, so ist die Domain schwach, die Art, wie der Link gesetzt wurde, hingegen als gut zu bewerten. Insbesondere bei der Domainauswahl sollte man also bei einer Häufung von Ausprägungen im oben linken Feld ansetzen. Bei gehäuften Ausprägungen unten rechts sind auf den starken Domains die Links eher schwach gesetzt worden. Hier könnte man ansetzen und schauen, inwiefern sich die Einbindung von Verlinkungen im Linkmarketing optimieren lassen.

Gefällt‘s?

Was haltet ihr von dem Modell? Gefällt es? Wie bewertet ihr die Qualität von Links? Welche Domain- und Linkeigenschaften dürfen auf gar keinem Fall im Modell fehlen? Welche Teile wären auch durch Tools abbildbar?

Download des Linkbewertungssheets

PERFORMICS IST BEKANNT AUS